Was ist eine Kniegelenksarthrose?
Arthrose ist eine Gelenkerkrankung, die die Oberfläche des Gelenkes (den Knorpel) zerstört. Es kommt zu abnormen Reaktionen im angrenzenden Knochen und zu einer Entzündung im Gelenk bzw. an der Gelenkinnenhaut.
Unter Arthrose versteht man demnach einen krankhaften Gelenkverschleiß. Mit zunehmendem Alter lässt sich bei vielen Menschen eine generelle Abnutzung der Gelenke feststellen. Die glatte Knorpelgewebsschicht wird altersbedingt, aber auch belastungsbedingt vermehrt abgerieben und rau, so dass sich die Gleitfunktion reduziert bzw. die Reibung erhöht ist, so dass ein Abrieb des Knorpels eingeleitet wird. Dieser Prozess dauert mitunter Jahre, teilweise sogar Jahrzehnte, so dass die Beschwerden erst spät auftreten können.
Unfallbedingte Verletzungen des Gelenkes, Über- und Fehlbelastung führen zu einer Schädigung der Knorpeloberfläche. Es entstehen Furchen und Risse. Dieser Verschleiß nimmt deshalb seinen Lauf, weil der ausgewachsene Mensch keinen Gelenkknorpel nachbilden kann. Schon bald hält der Knorpel auch den normalen Alltagsbelastungen nicht mehr stand. Abgelöste Knorpelzellen und kleine Knorpeltrümmer reizen als Abriebpartikel die Gelenkinnenhaut.
Es kommt zu einer Entzündung der Gelenkinnenhaut, die daraufhin vermehrt Gelenkflüssigkeit (Gelenkerguss) produziert. Durch die entsprechende Spannung der Gelenkkapsel treten vermehrt Schmerzen und Beschwerden auf, so dass man dann von einer so genannten aktivierten Arthrose spricht.
Im weiteren Verlauf des Prozesses verändern sich die gelenkanliegenden Knochen. Sie werden härter und bauen ungewollten Knochen an (Osteophyten). All diese Veränderungen führen im Zuge der weiteren Entwicklung zu einer Bewegungseinschränkung des Gelenkes. Manchmal entwickelt sich durch die erheblichen Veränderungen im Bereich der Gelenkkapsel (Verkürzung) sowie des angebauten Knochens eine zunehmende Einsteifung des Gelenkes.
Die Folge der Arthrose sind Schmerzen, zuerst bei Belastung, die Gehstrecken werden immer kürzer, bis schließlich auch im Ruhezustand kaum noch Linderung zu verspüren ist.
Typisch für die Arthrose ist der so genannte Anlaufschmerz. Morgens nach dem Aufstehen und nach längerem Sitzen fallen die ersten Schritte schwer, denn das kranke Gelenk ist wie eingerostet. In gleicher Weise nimmt die Beweglichkeit des Gelenkes ab, die Mobilität und Lebensqualität des Betroffenen reduziert sich in erheblichem Maße. In gleicher Weise kommt es durch den fehlenden Gebrauch der Muskeln zu einer Minderung der Muskelmasse, die fehlende Bewegung im Gelenk führt gleichzeitig zu einer Minderung der Knorpelernährung.
Die Folge ist zunehmende Verformung und Gebrauchsunfähigkeit des Gelenkes. Dieser Prozess kann langsam, teilweise schleichend verlaufen, aber auch rasch fortschreiten. Die krankhaften Veränderungen des Arthrosegelenkes lassen sich im Röntgenbild darstellen. Dabei ist der Knorpel selbst nicht erkennbar, jedoch die umgebenden Knochenstrukturen lassen hier einen Rückschluss auf den Zustand des Knorpels vermuten. Der Gelenkspalt wird durch den zunehmenden Knorpelverlust immer schmaler und verschwindet fast vollständig.
Jede Operation – auch die kleinste – hat ein gewisses Risiko. Hier unterscheidet man zwischen dem allgemeinen Operationsrisiko und den speziellen Risiken das künstliche Kniegelenk betreffend. Zu den allgemeinen Gefahren gehören Thrombosen und Embolien, denen man durch operationsbegleitende Gabe von blutverdünnenden Medikamenten und drainagefördernden Maßnahmen vorbeugen kann. Infektionen und Verletzungen von Nerven und Blutgefäßen sind durch die medizinischen Fortschritte und die umfangreichen Erfahrungen mit Kniegelenkoperationen sehr selten.
Spezielle Risiken wie intraoperative Knochenbrüche bestehen insbesondere bei von Osteoporose befallenen Knochen. Zu den speziellen Problemen gehören Verklebungen und Verwachsungen im Kniegelenk, die auftreten können, wenn das Knie in den ersten Tagen nach der Operation nicht ausreichend bewegt wird. Gelingt es dann trotz intensiver Krankengymnastik nicht, die Beweglichkeit zu verbessern, kann im Rahmen einer Kurznarkose das Kniegelenk vorsichtig durchbewegt werden.
Ihr Operateur wird Sie über die notwendigen Maßnahmen aufgrund dieser individuellen Risiken informieren können.
Eine potentielle Gefahr für ein künstliches Kniegelenk ist die Infektion des Kunstgelenkes. Trotz größter Vorsichtsmaßnahmen im Operationsbereich kann es in seltenen Fällen zu Infektionen kommen. Ggf. wird dann eine Spülung des Gelenkes notwendig.
Lässt sich der Infekt nicht ausheilen, wird zu dessen Behandlung der Infektion die operative Entnahme des Kunstgelenkes notwendig sein. Nach der Ausheilung kann dann eine neue Gelenkprothese mit gleicher Funktion eingesetzt werden.
Die Lebensdauer der heute gängigen Implantate hat sich auf 15 – 20 Jahre Standzeit erhöht. Da der Knochen ein lebendes Gewebe ist und sich ständig verformt, kann die Prothese jedoch als starrer Körper im Laufe der Zeit auslockern. Dieses erkennt der Patient durch Schmerzen, der Arzt erkennt es in der Regel durch das Röntgenbild oder eine entsprechende Zusatzuntersuchung.
Gleichwohl ist es auch nur möglich, dass das bewegliche Teil (Inlay) abgenutzt ist, so dass nur dieses, bei festsitzenden Implantaten, gewechselt werden kann.
Die Kniegelenksendoprothesen verfolgen das Ziel langfristig einen wertvollen Beitrag zu Ihrer Mobilität und Lebensqualität zu leisten. Erfahrungsgemäß ist bei den langen Standzeiten auch nach Jahren der Patient mit seinem neuen Kniegelenk mit hoher Zufriedenheit ausgefüllt.
Trotz der Weiterentwicklung auf dem Gebiet der Medizin ist eine Heilung der Arthrose durch nichtoperative Behandlungsmethoden wie Medikamente und Krankengymnastik nicht möglich. Durch Änderung des Lebensrhythmus, medikamentösen Maßnahmen, physiotherapeutischer Behandlungen und orthopädischer Apparate kann jedoch der Krankheitsverlauf verzögert werden. Hier steht die Linderung des Schmerzes, aber auch der Erhalt der Beweglichkeit des Gelenkes im Vordergrund.
Erst wenn alle nicht-chirurgischen Maßnahmen nicht mehr helfen die Schmerzen zu lindern, gleichzeitig die Beweglichkeit und das Gehvermögen eingeschränkt sind und damit die Lebensqualität deutlich herab gesetzt ist, besteht die Indikation zu einer operativen Therapie.
Durch einen kleineren operativen Eingriff kann in manchen Fällen der Patient mit Kniegelenkarthrose eine Linderung der Beschwerden erfahren. Im Rahmen einer Arthroskopie (Gelenkspiegelung) kann z. B. ein zerstörter Meniskus entfernt werden, evtl. auch der Knorpel geglättet werden.
Bei einer ausgeprägten Arthrose kann jedoch nur ein künstliches Gelenk zur Schmerzfreiheit und damit zur Wiederherstellung der normalen Beweglichkeit führen. Abhängig vom Grad der Lokalisation der Arthrose und dem Zustand der Bänder des Gelenkes ist ein Teilersatz (unicondylärer Schlitten) oder ein totaler Gelenkersatz (bicondyläre Schlittenprothese oder gekoppelte Prothese) des Gelenkes notwendig.
Wir bieten in unserer Klinik den stadiengerechten und defektorientierten Gelenkersatz des Kniegelenks in allen Bereichen an.
Auch nach Entlassung aus der Akutklinik ist eine konsequente Physiotherapie erforderlich. Etwa für 8-12 Wochen nach der Operation sind diese Behandlungsmaßnahmen möglich, wobei hier je nach Kräftigungsgrad der Oberschenkelmuskulatur auf Gehhilfen fast ganz verzichtet werden kann.
Stellt Ihr Arzt fest, dass das operierte Bein wieder ausreichend kräftig ist, dürfen Sie wieder Auto fahren. Es ist zudem wichtig, den Sitz Ihres neuen Gelenkes zu überprüfen. So können eventuell auftretende Probleme rechtzeitig erkannt und entsprechend frühzeitig behandelt werden. Wenn Ihnen am Kniegelenk etwas auffällig erscheint (wie anhaltende Schwellung, ungewöhnliche Schmerzen, Veränderungen wie Rötung oder Sekretion der Wunde, aber auch erhöhte Temperatur) suchen Sie bitte umgehend Ihren behandelnden Arzt auf.
- Vermeiden Sie das Tragen schwerer Gegenstände. Tragen Sie ihre Taschen nicht an den Gehstützen sondern benutzen Sie lieber einen Rucksack.
- Entlasten Sie das Gelenk durch Benutzung eines Handstockes in der Frühphase.
- Häufiges Treppen steigen oder Berg steigen sind starke Belastungen für das Kniegelenk, ebenso aber auch das zu lange Stehen.
- Achten Sie auf Ihr Körpergewicht.
- Achten Sie auf das richtige Schuhwerk. Der Schuh muss einen festen Halt geben und weiche Sohlen haben, um den Schritt etwas abzudämpfen.
Zu beachten ist:
Bei völliger Schmerzfreiheit wird vergessen, dass man ein künstliches Kniegelenk hat und das Gelenk kann überlastet werden. Eine Überlastung ist ebenso ungünstig wie eine übertriebene Schonung.
Im Haushalt sollte das Knien vermieden werden, ist jedoch möglich. Genau so das häufige Steigen auf Leitern und Stehen auf den Sprossen mit den Zehenspitzen. Leichte Arbeiten z. B. Gartenarbeiten sind erlaubt aber nicht schwere wie z. B. Umgraben.
Jede allgemeine Infektion bedeutet auch eine Gefahr für das Kniegelenk. So sollten bei größeren Zahnbehandlungen mit Vereiterungen oder Vereiterungen an Zehennägeln nach Rücksprache mit Ihrem Arzt Antibiotika eingenommen werden.
Grundsätzlich ist Sport in vielerlei Hinsicht empfehlenswert: Er hält fit, stärkt die Muskulatur, ist günstig für Herz und Kreislauf, macht zudem Spaß und dient der Geselligkeit.
Durch gezielte und maßvolle Beanspruchung fördern Sie die Beweglichkeit und Kräftigung Ihrer Muskulatur. Gute Ergebnisse können erreicht werden, wenn Sie sich regelmäßig bewegen.
Dabei ist es jedoch wichtig, dass Ihr Sportprogramm Ihrem Körper wohl dosiert angepasst und vorsichtig durchgeführt wird. Notwendige Pausen sollte man einlegen und eine Steigerung der körperlichen Belastung muss in dem Sinne langsam erfolgen. Hier ist besonders wichtig, Warnsignale Ihres Körpers zu beachten und ggf. das Training zu unterbrechen. In jedem Falle sollte nach einer Kniegelenkoperation der Sport unter geschulter Anleitung erfolgen.
Der Aufbau der Muskulatur im Bereich des operierten Beines ist das wichtigste Ziel sportlicher Aktivitäten für den Endoprothesenträger. Es dient hier zur Schaffung der entsprechenden Stabilität und Widerstandsfähigkeit des Knochenlagers der Prothese.
Die Frage, ob Sport zu frühzeitigen Lockerungen von Prothesen führt, kann dahingehend beantwortet werden, dass bei angemessener sportlicher Betätigung bisher keine signifikant gehäuften Implantatlockerungen festgestellt werden konnten. Vielmehr weisen die Untersuchungen darauf hin, dass die Bewegung eine unterstützende Wirkung beim Einwachsen des Implantates hat.
Dagegen steigert Bewegungsmangel die Gefahr einer Osteoporose nachhaltig und somit steigt auch das Lockerungsrisiko an. Sportarten mit Belastungsspitzen z. B. Sprünge und extreme Ballspiele führen dagegen eher zu einem frühzeitigen Versagen des Kunstgelenkes.
Die reine Auflistung der geeigneten, bedingt oder gar nicht geeigneten Sportarten birgt eher die Gefahr einer kritiklosen Anwendung in beiden Richtungen. So können auch primär ungünstige Sportarten bei individueller Abwandlung der Techniken durchaus für einen bestimmten Patienten geeignet sein.
Vermieden werden sollten dagegen Sportarten mit großen Stoßbelastungen, extremen Bewegungsausschlägen und abrupten Richtungswechseln. Günstig sind gleichmäßig fließende, rhythmische Bewegungen mit geringer Kraftentfaltung auf das Gelenk wie z. B. Nordic Walking und Schwimmen.
Kontakt
Dr. med. Klaus Küppers
Chefarzt der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie
Tel.: 05242 591-1301
Fax: 05242 591-1304
klaus.kueppers@@sankt-vinzenz.de
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